Sonntag, 11. Dezember 2022

Warm und kalt aus einem Mund

1.   Wilder Mann by Charles Fréger

Es isch emòòl en Maa im Wald am Holz schlòò gsii. Zu dem isch es Waldmännli choo und hed gar früntli mit dem Maa afòò rede. S isch aber gruusig chalt gsii, s isch drumm zmittst im Winter gsii, und de Maa, wo Holz ghackt hed, hed schüüli a d Händ gfroore. Mängsmòòl hed er d Axt uf d Siite gläit und i sini chalte Händ ine ghuuchet, ass si so echli wärmer werdet.

Das Waldmännli hed das gsee und hed ihn gfròògt worum as er das macht. De Holzhacker hed ihm do erklärt, ass er mit em Huuch vo sim Muul sini Händ chli uufwäärme will. S Männli isch mit dere Antwort zfride gsii und hed do nüüt mee gsäit.

Äntlich isch Mittagsziit gsii und de Holzhacker hed aafòò füüre, ass er über em Füür sis Mittagässe hed chönne uufwärme. S Waldmännli isch immer no do ghocked und hed ihm interessiert zuegluegt. S Ässe isch aber heiss gsii und de Holzhacker hed Hunger ghaa und er hed nììd möge warte, bis s Ässe nümm häiss gsii isch. Er hed drum mit sim Muul uf de heiss Löffel plòòsed. Das hed s Waldmännli Wunder gnòò und es hed gsäit: «Ich s Ässe nììd gnueg warm ass druuf bloosisch wie a dini chalte Händ?»

Do hed de Holzhacker ihm aber erchlèèrt, ass er blòòst zum s Ässe abchüele.

Das hed das Waldmännli aber nümme chönne verstòò und es hed zum Holzhacker gsäit: «Du bisch mir en ganz en unheimliche Kauz; us dim Muul chunnt bald warm, bald chalt, bi dir will i nümme bliibe und im Augeblick isch das Waldmannli verschwunde gsii.

(mündlich aus dem Unterinntal)

Quelle: Ignaz und Joseph Zingerle, Kinder- und Hausmärchen aus Süddeutschland, Regensburg 1854

 

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