Freitag, 9. Dezember 2022

Der Jodelbub

charles fréger


A vile Oort häisst s, aß wänn d Älpler im Herbscht ab der Alp abfaaret d Alpgäischter für über de Winter s Regimänt i de Sennhütte übernämet: Sänne, chèèse, Chessel fääge und Chuechettele umerüere.

Uf so n ere Alpe sind au äinisch en Sänn, en Chüejer und en Handbueb de Summer dur am wììrtschafte gsy. Wo si do entalpnet händ und abgfaare sind, hed de Sänn extraanig de Mälchstuel i de Hütte vergässe und drufabe hed de Sänn no am glyche Òòbig de Handbueb zrugg gschìckt zum de Mälchstuel go hole. Wool isch das Büebli gfüürchig gsy und wèèr lieber bi sine Gspaane blibe, will er gwüsst hed, as es nach de Alpabfaart deet obe nììd ganz ghüür zuegòòt, aber us Angscht vor em stränge Sänn, hed er gfolgt. Uf em ganze Wèèg hed er aber i äim zue immer vor sich hère pättet:

„Ich legge mich i Gottes Chraft,

Ich legge mich i Gottes Allmacht.

I legge mich i das göttlich rosafarbene Bluet,

Dass mich die heilig Dreifaltigkeit die Nacht a Lyb und Seel behüete tuet,

Bhüet mich Gott vor der höllische Gluet,

(Das mir käi bööse Find, käi bööse Gäischt käi Schade tuet“)*

Wo-n-er i d Hüte choo isch, isch mit em Rugge geg d Porte en Butz uf dem Mälchstuel ghocket; de hed vier Rossbäi und Rossfüess und de Chopf vomene Mäntsch ghaa. Mit äim Tschaagge hed er im Chèèschessi umgrüert, mit em andere hed er de Ankechübel tribe, wi wänn er i dere Hütte Herr und Mäischter wèèr. De Bueb hed chuum dörfe schnuufe und hed immer witer pättet:

 „Ich legge mich i Gottes Chraft,

Ich legge mich i Gottes Allmacht.

I legge mich i das göttlich rosafarbene Bluet,

Dass mich die heilig Dreifaltigkeit die Nacht a Lyb und Seel behüete tuet,

Bhüet mich Gott vor der höllische Gluet,

(Das mir käi bööse Find, käi bööse Gäischt käi Schade tuet“)*

Das Gspänscht isch fryli nììd uufgstande und do hed de Bueb all sin Guraaschi zäme gnòò und hed dem Unghüür chrüttig de Mälchstuel unterem Füdle weggrisse. Do isch de Butz uufgfaare, hed zwee groossi Stäi us de Hüttemuur grisse und hed si zwüschet sine Chlaue zu Staub und Äsche verribe und brüelet: „Hètsch nììd pättet, so tät i di verrybe wie de Stäi!“ Aber dänn hed de Butz gar früntli aafòò rede und hed de Bueb ghäisse anesitze, er well im dänn z suuffe gèè und wo im de Butz grüefft hed isch er hère gange und gseet im Chessi drüüerlei Süffi näbet enand: schwaarzi, rooti und wyssi. „Mèrk dir“, hed de Butz aagfange rede, „ hed en Sänn Milch verlätteret und trööschtet er deby die aarme Seele: Trööscht Gott und erlöös Gott die aarme Seele, so blybt die Milch wyss; wänn er vergisst di aarme Seele z trööschte, so wird si root; wänn er aber bim verlättere fluecht, so wird si schwaarz. „Und iez will i dich öppis leere“, hed de Butz gsäit. „Du chasch uuslääse ob schöön juchze, flueche oder schwinge.“ „Flueche und schwinge chan i scho, iez möcht i no leere schöön juchze,“ hed de Bueb gsäit. „No trink iez Milch vo dere wo d wotsch, Büebli!“ „Die wyss bi mir gwonet“, hed  de Bueb gsäit, nimmt en groosse Schluck vo de wysse Milch und gseet wie sich di ganz Gspängschtete im Augeblick i Näbel uuflööst.

De Bueb aber hed so schöön gjutzet, as de Tisch und d Bänk i de Hütte händ aafange tanze, und wo-n-er häichoo isch, händ alli Chüe uufgluegt, sind uf d Hinderbäi gstande und sind derewèèg um in umetanzet und d Chalber, d Schoof, d Söi und Fäärli, alles was Läbe ghaa hed, hed tanzet wi wild, solang as er gjutzet hed. „Express gòò n is au gòò leere!“ hed de Sänn gsäit. Da hèt er nììd sötte säge. „Express“, säget di Alte, „söll mer nie säge.“ Me söll säge: „I Gotts Name!“ „Fürwitz, chomm suuff“, heds im vo de Hütte her zue grüefft und dänn heds in zu Staub und Äsche verribe.

 

e) Der Jodelbub, Dreierlei Milch, Nr. 916. – 922. , Sagen aus Uri II, Josef Müller

* Nr. 739. Kraft des Abendgebetes, Sagen aus Uri II, Josef Müller

 

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