Mittwoch, 14. August 2013

Morteratschgletscher



Die Morteratschjungfrau
Äis,  so gòòt d Saag dunde im Doorf, hed hööch obe am Rand vom Morteratschgletscher, i säbem Piet wo Isla persa  (die verlorene Insel) häisst, en junge Sänn us em Vorderrytaal s Vee g sömmered. Aratsch hed er ghäisse und en hübsche Pùùrscht sei er gsy. Was Wunder hed er d Liebi vonere Puuretochter vo Pontresina chönne für sich gwünne.
Scho deetzmòòl isch es Bruch und Sitte gsy, ass sich d Äigetümer vo de Veehaab uf der Alp zumene Fäscht versammlet händ, wänn d Milch vo jeder Chue gmässe worden isch, zum im Herbscht chönne de Chèès z Grächte unter ine uuftäile und bi dere Glegehäit händ sich die beede gchänne gleert.
Aber d Ältere vom Mäitli sind ine derhinder choo und die geldstolze Lüt händ die Verbindig hintertribe. „Öisi Anetta bruucht kän aarme Hungerlyder z hüròòte“, händs dem Sänn bündig erchlèèrt. No mee. De Vater hed dure gstieret, ass de Oberländer im nööchschte Summer nümme als Hirt uf d Alp is Broot gnòò worde n isch.
Truurig händ die zwöi junge Lüt Abschid gnòò vonenand. D Anetta aber hed im unter Trääne eewigi Liebi gschwoore, bis as er wider ume chonnt.
De Aratsch aber isch is Wältschland zoge und Soldat worde. In usländischem Chriegsdienscht isch scho mänge Bündner zu Aasee und Vermöge choo und au de Aratsch hed sich wacker gschlage und i chùùrzer Zit hed er s zum Hauptme pròòcht.
De Anetta aber hed s jede Taag mee nach irem Liebschte Schatz planget. Si hed nümme welle ässe, hed Taag und Nacht de Brüeli ghaa und nüüt hed si mee chönne Trööschte. Iez hèttet die Alte no so gèèrn in e Hüròòt ygwilliget. Eläi de Aratsch isch unuffinbar gsy und Anetta isch vor luter Chummer und a pròchnigem Hèèrz gstoorbe.
Wie s aber de Zufall mängisch so will, grad zu dere Zit isch de Aratsch als Offizier wider us de Frömdi häichoo. Oni as in öpper erchännt hed isch er s Engadin duruuf z ritte choo. Spòòt am Obig isch er is Älterehuus vo de Annetta choo.
Da lyt sini Brut, im Tootebaum, nach Landessitte unter em Spiegel uufbaaret und ganz mit Edelwyss und Enzian bedeckt. Er isch z spòòt choo. Chrydewyss und starr luegt er uf das schööne, bläiche Gsicht vo siner Annetta, stürmmt dänn us em Huus, schwingt sich in Sattel und sprängt im gstreckte Gallopp Richtig  Alp ue, deet ane wo ner vor langer Zit ghüetet hed und a de Alp verby und witer bis zum Gletscher. Und immer mee tribt er sis Ross aa und mit emene gwaltige Sprung - verschwindet Maa und Ross im eewige Gletscherys und niemert hed si jee wider gsee.
Öisi unglückliche Brut aber hed käi Rue gfunde uf em Fridhoof zu Pontresina. Immer wider hed s das Mäitli ue tribe, ue uf d Alp wo sie mit irem Liebschte Aratsch mäng glücklichi Stund verläbt hed. Nacht für Nacht händ d Sänne und d Hirte dobe i der Alphütte unhäimlichi Grüüsch vernòò. S hed töönt wie wänn öpper im Milchchäller vo Brännte zu Brännte gòòt und de Raam probiert wie zum luege öb alles si Richtigkäit hed. Vo Zyt zu Zit aber hed mer e Frauestimm vernòò , wo i äim zue gsüüfgset und gchlaaget hed: „Mort Aratsch! Mort Aratsch!“  Der Obersänn wo deetzmòòl uf dere Alp am Fuurwèèrche gsy isch, de Barba Gian, heds lo gschee lòò,  will er gmèrkt hed, as d Chrüüter uf de Alp saftiger worde sind sit die Jumpfere umgangen isch. S Vee hed mee Milch gèè und de Raam is fetter worde und sälte isch no es Stuck Vee verunglückt.
Wo de Gian alt gsy isch hed er d Alp i sim Nòòchfolger übergèè und hed in draa gmaanet die Jumpfere z achte und in irem Tue nììd z stööre, „S cha nu zu dim Vortäil sy“, hed er im gsäit. Aber die Junge Hirt isch en grobe Mäntsch gsy. Er hed de Alt nu uusglacht und gmäint er well zeerscht sälber luege was a dere Sach draa sei. I der eerschte Nacht wo de nöi Sänn uf de Alp zue pròòcht hed isch wider wie gwonet die Jumpfere erschine. De Hirt isch ire süüferli und häimli in Milchchäller nòò gschliche und hed si zeerscht mache lòò. Wo si aber en Löffel vom Sims abe nimmt und aafangt de Raam umrüere, hed sie de Uutüüfel vomene Hirt aagfaare: „lass das du si, ich  mag s nììd lyde, wänn öpper i miner Milch umesudlet.
Truurig und mit Träne i de Auge hed in d Jumpfere aagluegt und isch dänn verschwunde. Vorusse aber hed sich unter äinisch und unvermuetet us moondheller Nacht mit Blitz und Donner es Gwitter entlaade, as im Sänn luege und lose vergangen isch und e Stimm hed grüefft: „ Schmaladida saia quaist`alp e sia pas – chüra!"„Verwünscht söll sy die Alp und iri Wäide!“
Vo dem Taag aa sind d Wäide immer magerer worde. D Matte sind vertröchnet und s Graas isch härt und sprööd wurde. Gly druufabe hed s Vee und de Hirt d Alp für immer müesse verloo. De Sääge isch verschwunde gsy und die wyss Chue hinden im Taal isch stundelang über de Gròòt s Taal abgwachse und hed alles mit dickem Ys überzoge.
No lang aber händ sich Pontresiener d Saag vo de Signura da Morteratsch zällt, wo mit irer Chlaag um ire abgstorbnig Gspuusi im grööschte Büdnerglätscher de Name gèè hed. „MortAratsch“