Die Morteratschjungfrau
Äis, so gòòt d Saag dunde im Doorf, hed hööch obe am
Rand vom Morteratschgletscher, i säbem Piet wo Isla persa (die verlorene Insel) häisst, en junge Sänn
us em Vorderrytaal s Vee g sömmered. Aratsch hed er ghäisse und en hübsche
Pùùrscht sei er gsy. Was Wunder hed er d Liebi vonere Puuretochter vo
Pontresina chönne für sich gwünne.
Scho
deetzmòòl isch es Bruch und Sitte gsy, ass sich d Äigetümer vo de Veehaab uf
der Alp zumene Fäscht versammlet händ, wänn d Milch vo jeder Chue gmässe worden
isch, zum im Herbscht chönne de Chèès z Grächte unter ine uuftäile und bi dere
Glegehäit händ sich die beede gchänne gleert.
Aber
d Ältere vom Mäitli sind ine derhinder choo und die geldstolze Lüt händ die
Verbindig hintertribe. „Öisi Anetta bruucht kän aarme Hungerlyder z hüròòte“,
händs dem Sänn bündig erchlèèrt. No mee. De Vater hed dure gstieret, ass de
Oberländer im nööchschte Summer nümme als Hirt uf d Alp is Broot gnòò worde n
isch.
Truurig
händ die zwöi junge Lüt Abschid gnòò vonenand. D Anetta aber hed im unter
Trääne eewigi Liebi gschwoore, bis as er wider ume chonnt.
De
Aratsch aber isch is Wältschland zoge und Soldat worde. In usländischem
Chriegsdienscht isch scho mänge Bündner zu Aasee und Vermöge choo und au de
Aratsch hed sich wacker gschlage und i chùùrzer Zit hed er s zum Hauptme
pròòcht.
De
Anetta aber hed s jede Taag mee nach irem Liebschte Schatz planget. Si hed
nümme welle ässe, hed Taag und Nacht de Brüeli ghaa und nüüt hed si mee chönne
Trööschte. Iez hèttet die Alte no so gèèrn in e Hüròòt ygwilliget. Eläi de
Aratsch isch unuffinbar gsy und Anetta isch vor luter Chummer und a pròchnigem
Hèèrz gstoorbe.
Wie
s aber de Zufall mängisch so will, grad zu dere Zit isch de Aratsch als
Offizier wider us de Frömdi häichoo. Oni as in öpper erchännt hed isch er s
Engadin duruuf z ritte choo. Spòòt am Obig isch er is Älterehuus vo de Annetta
choo.
Da
lyt sini Brut, im Tootebaum, nach Landessitte unter em Spiegel uufbaaret und
ganz mit Edelwyss und Enzian bedeckt. Er isch z spòòt choo. Chrydewyss und
starr luegt er uf das schööne, bläiche Gsicht vo siner Annetta, stürmmt dänn us
em Huus, schwingt sich in Sattel und sprängt im gstreckte Gallopp Richtig Alp ue, deet ane wo ner vor langer Zit ghüetet
hed und a de Alp verby und witer bis zum Gletscher. Und immer mee tribt er sis
Ross aa und mit emene gwaltige Sprung - verschwindet Maa und Ross im eewige Gletscherys
und niemert hed si jee wider gsee.
Öisi
unglückliche Brut aber hed käi Rue gfunde uf em Fridhoof zu Pontresina. Immer
wider hed s das Mäitli ue tribe, ue uf d Alp wo sie mit irem Liebschte Aratsch
mäng glücklichi Stund verläbt hed. Nacht für Nacht händ d Sänne und d Hirte
dobe i der Alphütte unhäimlichi Grüüsch vernòò. S hed töönt wie wänn öpper im
Milchchäller vo Brännte zu Brännte gòòt und de Raam probiert wie zum luege öb
alles si Richtigkäit hed. Vo Zyt zu Zit aber hed mer e Frauestimm vernòò , wo i
äim zue gsüüfgset und gchlaaget hed: „Mort Aratsch! Mort Aratsch!“ Der Obersänn wo deetzmòòl uf dere Alp am
Fuurwèèrche gsy isch, de Barba Gian, heds lo gschee lòò, will er gmèrkt hed, as d Chrüüter uf de Alp
saftiger worde sind sit die Jumpfere umgangen isch. S Vee hed mee Milch gèè und
de Raam is fetter worde und sälte isch no es Stuck Vee verunglückt.
Wo
de Gian alt gsy isch hed er d Alp i sim Nòòchfolger übergèè und hed in draa
gmaanet die Jumpfere z achte und in irem Tue nììd z stööre, „S cha nu zu dim
Vortäil sy“, hed er im gsäit. Aber die Junge Hirt isch en grobe Mäntsch gsy. Er
hed de Alt nu uusglacht und gmäint er well zeerscht sälber luege was a dere
Sach draa sei. I der eerschte Nacht wo de nöi Sänn uf de Alp zue pròòcht hed
isch wider wie gwonet die Jumpfere erschine. De Hirt isch ire süüferli und
häimli in Milchchäller nòò gschliche und hed si zeerscht mache lòò. Wo si aber
en Löffel vom Sims abe nimmt und aafangt de Raam umrüere, hed sie de Uutüüfel
vomene Hirt aagfaare: „lass das du si, ich
mag s nììd lyde, wänn öpper i miner Milch umesudlet.
Truurig
und mit Träne i de Auge hed in d Jumpfere aagluegt und isch dänn verschwunde.
Vorusse aber hed sich unter äinisch und unvermuetet us moondheller Nacht mit
Blitz und Donner es Gwitter entlaade, as im Sänn luege und lose vergangen isch
und e Stimm hed grüefft: „ Schmaladida saia quaist`alp e sia pas –
chüra!"„Verwünscht
söll sy die Alp und iri Wäide!“
Vo
dem Taag aa sind d Wäide immer magerer worde. D Matte sind vertröchnet und s
Graas isch härt und sprööd wurde. Gly druufabe hed s Vee und de Hirt d Alp für
immer müesse verloo. De Sääge isch verschwunde gsy und die wyss Chue hinden im
Taal isch stundelang über de Gròòt s Taal abgwachse und hed alles mit dickem Ys
überzoge.
No
lang aber händ sich Pontresiener d Saag vo de Signura da Morteratsch zällt, wo
mit irer Chlaag um ire abgstorbnig Gspuusi im grööschte Büdnerglätscher de Name
gèè hed. „MortAratsch“