Mittwoch, 18. März 2020

Vo de böse Mueter und dem frine Büebli

Geschichte Nr. 3 leider nur in Dialekt vorhanden.
Chomm mer wänd go Beeri sueche
S hed jo gar känn Bär im Wald
Am 1 nììd
Am 2 nììd
Am 3 nììd
Am 4i nììd
Am 5i nììd
am 6i chonnt de Bär

Vo de böse Mueter und dem frine Büebli

Es isch emòòl e Mueter gsy und es Büebli eläi imene Hüüsli inne. Aber d Mueter isch käi freini (liebi) gsy und hed dem Büebli nüüt möge vertrèège, und hed em Schlèèg gèè, so vil si hed welle. Wänn s Büebli öppe-n Öppis z ässe hed welle, so hed si gsäit: „d Fitze chonnsch über, wänn nììd still bist.“
Emòòl amene Obig, wo `s scho tunkel gsy isch, hed s Büebli no mee briegget weder anderi Mòòl, ass es de Hitzgi überchoo hed devoo, wills ebe schiergaarigs de ganz Taag nüüt is Muul überchoo hed. Do isch d Mueter grausam taub worde, und heds gnòò und im d Auge verbunde und uf de Chrüüzwèèg in en Wald use gfüert und gsäit: „Do lauf, du Brüeli !“ und heds dänn ganz eläi lo stòò loo.
Do fòòt s Büebli a schreie: „Nimm mi wider mit, Mueter!“ Aber si hed im kä Bschäid mee gèè und ist häigsprunge so schnell si hed möge. Und wo s Büebli das umebundne Züüg vo den Auge ewègg schränzt, so heds doch nüüt gsee, s isch chrydeschwaarzi Nacht gsy. Do heds halt aagfange göisse, wie wänn s wöör am Mässer stecke; chasch dir wool tänke, es isch im gwüss chatzangscht gsy.
Do heds äismòòl öppis ghöört murre und brummle, und wo sich s Büebli umcheert, so gseets es Tier dòò stòò mit füürige-n Auge; s isch allwèèg en Bär gsy. De hed s Büebli z eerscht e chly gstüpflet und gschtoosse; uf daas nimmt er s is Läff und gumpet mit em devoo. Dem Büebli aber isch Angscht worde wie-n-ere Chatz im Sack; es hed halt gmäint, er wells frässe. Aber näi, er heds in e Hööli ine träit; deet isch es dänn gly vertnuckt und hed gschlòòffe bis zum früene Morge.
De Morge isch im Büebli si Mueter früe vor em Taage verwached; s hed öppis polteret a d Tüür ane wie mit eme Chnebel, ass s ganz Hüüsli zitteret hed devoo, Si tuet s Fäischter uuf und lueget usse-n abe – hah! Do stòòt e groosses Tier dusse am Gartehaag; ebe de Bär isch es gsy. De hed aber chönne rede und hed do grüefft: „Gimmer Broot und Milch für s Büebli, oder i friss di!“ Das hed si dänn gottloos erchlöpft, und si hed nììd lang gmacht und hed em anere lange Stange imene Chrättli Milch und Broot über d Laube-n abe gstreckt. Das Chrättli hed de Bär dem Büebli procht und hed em gflattiert und uf d Achsle täggelet, bis es devoo ggässe und trunke hed. Do heds dänn mee weder gnueg überchoo und hed sich nümme gfürcht vor em Bär. Und dèèwèèg isch de Bär alli Morge zu s Mueters Hüüsli gange, ass das Büebli handum chugelrund worde-n isch vor Fäissi und d Bagge esoo gschwaderet händ.
Und wo de Bär gmerkt hed, ass das Büebli gern Gvätterliwaar het, so hed er em allerläi procht; Rössli und Wägeli und Hündli und Helgeli und en nigelnagelnöie Züriguldi, es Goldstückli. Dem hed dänn das Büebli am mäischte Soorg ghaa, und de Bär heds gly gmerkt.
Do chömed emòòl Räuber, die händ welle i d Hööli ine; die hed aber de Bär gnòò und heds z chlyne Stückli verrisse, und s Gäld, wo s de Lüüt gschtole ghaa händ, hed er dem Büebli gèè, ganzi Seck volle. Do heds das Büebli guet ghaa und isch grooss worde wie-n en Maa.
Aber si Mueter ist unter desse z aarme Tagen choo und hed aagfange griine, wänn de Bär cho isch: si chönn em nüüt mee gèè, si heb jo sälber nüüt mee. Das hed de Bär au truurig gmacht, ass er do gsäit hed zu dem groosse Büebli: „Jetz gang nu häi, nimm mit der was di fröit; ich cha der nüüt mee z ässe bringe, dini Mueter hed sälber nüüt mee.“ Das isch dem Büebli au z Hèèrze gange und s hed do gsäit zum Bäre: „Chomm mit mer häi zur Mueter, mer händ jetz jo Züüg und Sache gnueg, mer wänd ere gòò hälfe.“ Aber de Bär ist truurig gsy und hed näi gmacht mit em Chopf. Dänn isch er äismòòl umgheit und gstoorbe.
Wo s Büebli das gsee hed, heds aafòò schreie und hed do dem Bär es Grab gmacht und hed en drinie gläit und wool zueteckt. Dänn isch es zu siner Mueter zoge. Aber jo, wie ist die verschrocke vor em; es hed halt au uusgsee wie-n es Tier. Do säits aber zunere: „Mueter, muesch käi Angscht haa, i bi de Chaschper, i mach der nüüt, im Gegetäil, jetz muesch es überchoo wie gwünscht, vil besser weder wo du eläi gsy bist.“
Jürg Steigmeier
Quelle
Zürich. (Nach J. Senn: Chelleländer Stückli 1861, S. 113.) aus Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz, Aarau 1869, Otto Sutermeister S 84.

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