Donnerstag, 26. März 2020

Das Büebli und das Mäiteli


Das Büebli und das Mäiteli


Sind äismòòl es Büebli und e Mäiteli imene Wald bim Eppeeri sueche a-n-e Fänggin choo und die Fänggin luegt si so aa, schwätzt früntli mit ine, und lockt sie, dass müend mit ire is Fänggehuus choo. Deet speert si aber die arme Tröpf in Söistall und will si mäschte und mit
der Zit metzge, bròòte und ässe.

Es gòòt e Wyli, no will die Fänggin luege, öb die Chinder scho öppe gnueg Fäissi händ. I der Tür vom Söistaal isch es Aschtloch und do rüefft si ine: „Büebli, gang, heb emòòl s Zeigfingerli use us dem Löchli, ich gib der e Chröömli“, und stòòt scho mit em offne Messer under de Schoss paraad, i das Fingerli z haue.

S Büebli findet en Söizaa uf em Bode und steckt de zum Löchli us: „Lueg, Fänggin, do häsch mi Zeigfingerli.“ D Fänggin merkt nììd, ass es en Zaa isch und well s Mässerli nèè und Späck und es Möckli Fläisch vo dem Fingerli probiere; aber „Herr Jeegerli au!“ Mer hed sich nììd fescht chönne satt ässe draa. „S isch jò no luuter Bäi und Chnoche“, jommeret di Alt, „s mag no chli lyde.“ S Büebli ziet de chnochig Finger zrugg, und d Fänggin fangt vo nöiem a fuetere und gìt dene Chinder no me z ässe wie früener.
Iez hed si emòòl im Vergäss s Töörli zum Stall nach em fuettere nììd zue pschlosse, und gòòt fort in Wald. S Büebli heds aber gmèrkt, das d Tüüre nììd im Schloss isch, druckt s Fälleli und macht uf: „Chomm wäidli, Schwöschter, mer springet häi.“
Frömd sind s gsy die zwöi aarme Chind, und halb tood i dem Wald, und gönd so, und zu irem
Unglück chömmet s do no an-e bräite, tüüfe Bach, wo s nììd überdure möged. Cha mer sich tänke, si sind fascht i d Birre gange vor Angscht: hinduse di alt Fänggin, vürschi de Bach, und witume kän Wèèg und kän Stääg zum deetdure choo.
Uf s Mòòl chömmet zwöi Änte aazflüüge, dene sind s gly uf de Puggel g chläderet und sind so, e jedes für sich, vo dene zwöi Änte süüferli überdure uf di ander Site vom Bach träit worde. Grad sind s überdeet gsy, chonnt di alt Fänggin a z chäibe, wie wenn si em Tüüfel es Oor wott ablauffe, aber über de Bach überine, hed si sich nììd getrout. Si will s no gfitzt a gòò und rüefft zu de Chinde öbere: „Jo du myn Trooscht, säget mir äis ihr Hèèrzchäferli, wie händ ihr s au aagstellt, ass ihr oni Brugg deet öbere choo sind?“ Und s Büebli, nììd fuul rüefft: “Jo wie echt wool, mer händ öis es Brätt a s Füdle gnaglet und sind e dèèwèèg bäumig übere gschwumme!“
D Fänggin wo nììd di Schlöischt gsy isch, tänkt: „Ich müesst jò en luter lötige Naar sy, wen ich
s nììd au chönnt“, naglet sich es Brätt uf s Hinterquartier und meint, sie chönn e dèèwèèg öbere ruedere. Aber de Wildbach rysst si graademänt stutzegraad s Loch ab, und si hed chönne zable und mäischterlich um sich schlòò, si hed doch müesse vertrinke.
S Büebli äne am Poort muess sich de Buuch haa vor lache, nimmt den si s Schwöschterli a de Hand und gòòt mitsamt em Schwöschterli schnurstracks häi zum Ätti.

Bearbeitet und übersetzt von Jürg Steigmeier
Quellen
Vorarlberg, Märchen aus Österreich  Nr. 5, Eugen Diederichs Verlag, Herausgegeben von Leander Petzoldt 1991
Das Büebli und das Meiggeli in: F. J. Vonbun, Die Sagen Vorarlbergs, Feldkirch 1950, S. 168f. Aus Tschagguns und Gaschurn, Vorarlberg. Fenggin = wilde Frau, Hexe. – Variation zu Hänsel und Gretel (AaTh 327A ) in der die Hexe durch eine einheimische Sagengestallt (Fänggin) ersetzt wird.



Von dem Büebele und dem Meiggele


Da sind einmal ein Büeble und ein Meiggele in einem Wald beim Erdbeernen einer Fenggin verkommen, und die Fenggin steht an, schwätzt freundlich mit ihnen, und verführt sie, dass sie mit ihr gehen ins Fenggenhaus. Dort sperrt sie aber die armen Tröpfle in den Schweinestall und will sie mästen und mit der Zeit metzgen, braten und essen.
Es dauert eine Weile, und die Fenggin will schauen, ob die Kinder anfangen leibig genug seien. In der Tür zum Schweinestall ist ein Astloch gewesen, und da ruft sie hinein: „Büebele, gang, heb einmal dein Zeigfingerlein heraus durch das Löchlein, ich geb dir ein Krämlein“, und derweil steht sie mit dem offenen Messer unter der Schoss schon gerüstet, ins Fingerlein zu hauen. Das Büebele hat einen Schweinszahn auf dem Boden gefunden und den steckt es zum Löchlein hinaus: „Seh, Fenggin, da wär mein Zeigerlein.“
Die Fenggin merkt nicht, dass es ein Zahn ist, nimmt das Messerl und will Speck und Fleisch von dem Fingerlein probieren; aber, lieber Gott! Ab dem Fingerlein sind halt lützel Lempen zu schneiden gewesen. „Es ist ja noch lauter Bein“, jammert sie, „da mag es das Mästen noch leiden.“ Das Büebele zieht seinen beinernen Finger zurück, und die Fenggin fangt auf ein neues an futtern und hebt den Kindern noch mehr zu als früher.
Jetzt einmal vergisst sie beim Futtern die Türe zu schliessen, und geht drauf fort, dem Wald zu. Das Büeble merkt es, drückt das Fällelein, macht auf: „Komm weidlich, Schwester, wir springen heim.“ Fremd und unbekannt sind sie gewesen, und da gehen sie, die zwei armen Kind, halb zutod in dem Wald, und zum Unglück kommen sie da noch an einen breiten , tiefen Bach, wo sie nicht hinüber können. Kann man sich denken, wie sie jetzt drin sind: vor ihnen sehen sie weder weit noch nah eine Brugg oder einen Steg und hinter ihnen haben sie die Fenggin zu erwarten.
Aber auf einmal sind ihnen die Schutzengele zu Hilfe gekommen und haben sie jedwederes sorgsam über den Bach getragen. Grad waren sie überdort, so kommt die Fenggin gelaufen, aber durch den Bach zu waten, traut sie sich halt nicht. Sie will es noch listig angehen und ruft den Kindern freundlich zu: „Ja auf der ganzen lieben Welt, saget mir, ihr Herzkäferlein, wie seid ihr ohne Weg und Steg über das wilde Wasser gekommen?“ Das Büeble, immer noch der alte Phantast, ruft: “Ja, meine gute Fenggin, wir haben uns ein Brett auf den Hintern genagelt und sind denweg hergeschwommen.“
Die Fenggin ist so närrisch und glaubt, was ihr das Büeble vorgibt, und nagelt sich richtig ein Brett aufs Hinterquartier und setzt sich damit aufs Wasser und meint, sie könne mit dem Angericht hinüberschwimmen. Aber der Wildbach reisst sie abhin durch, wie sie zappelt und werket, und schlägt sie im rauen Rinnsal halt meisterlich um.
Das Büeble am Port lacht dabei, dass es den Bauch heben muss, und nimmt dann sein Schwesterle am Arm geht guten Muts seines Weges weiter und kommt mitsamt dem Schwesterlein glücklich heim zum Ätti.

Vorarlberg, Märchen aus Österreich  Nr. 5, Eugen Diederichs Verlag, Herausgegeben von Leander Petzoldt 1991
Das Büebli und das Meiggeli in: F. J. Vonbun, Die Sagen Vorarlbergs, Feldkirch 1950, S. 168f. Aus Tschagguns und Gaschurn, Vorarlberg. – Erläuterung: Meiggele = Mädchen; Fenggin = wilde Frau, Hexe. – Variation zu Hänsel und Gretel (AaTh 327A ) in der die Hexe durch eine einheimische Sagengestallt (Fänggin) ersetzt wird.




 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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