Mittwoch, 15. April 2020

Von dem Sommer- und Wintergarten


Von dem Sommer- und Wintergarten    


En Chröömer hed welle uf de Mèèrt gòò, und er hed sini Töchtere gfròòget, was für Chròòm er ine vom Mèèrt mitbringe söll. „Es schööns Chläid,“ hed di ältscht gsäit. „Es paar schöön glänzigi nöii Schue,“ hed di zwöit gsäit. Di dritt aber hed gsäit: „Vater, uf de Welt wèèr mir nüüt lieber wi-n e Roose.“ Aber e Roose zum finde hed de Chröömer oordli schwèèr tunkt, es isch nämli tüüffe Winter gsy. Will die jüngscht Tochter aber au die schöönst gsy isch, und ihre Blueme über alles gfalle händ, hed ire de Vater versproche, er well guet Achtig gèè, ob er nöimehèèr eini chròòme chönn.
Wi iez de Chröömer wider uf em Häiwèèg isch, hed er e prächtigs Chläid für di ältscht und es paar fyni Schue für di zwöit ghaa, aber e Roose für di jüngscht, hed er niene gfunde. Wänn er d Lüt nach Roose gfrogt hed, händ si in uusglacht und ghänslet; ob er mäint, as z mittst im tüüffe Winter Roose us em Schnee wachse wellet? Da hed de Chröömer truurig gmacht und wi-n er drüber nòòtänkt, öb er siner liebste Tochter gar nüüt häibringe chönn, isch er vor es Schloss choo und bi dem Schloss isch en Gaarte gsy, i dem isch halb Winter und halb Summer gsy. Uf de Summersite händ di schöönste Blueme plüet, und uf der Wintersite isch alles lèèr und unter chaltem Schnee zueteckt gsy. De Chröömer isch vo sim Ross abgstige, und wo-n-er uf de Summersite en ganze Struuch vo Roose gsee hed, isch er anegange, hed wie en Dieb gschnell äini abproche und hed sich zfride häizue gmacht.
Er isch scho es rächts Stuck Wèèg fort gsy, wo-n-er hinde äismòòl öppis ghöört ränne und chyche und wo-n-er hindere luegt, gseet er es groosses, schwaarzes Tier, da hed grüefft: „Gib mir sofort mini Roose zrugg, oder i mach di toot.“ Wie isch de Chröömer verschrocke: „I bitt di, um Gotts wille, lo mir di Roose, ich muess si miner jüngschte Tochter bringe und si isch die aller schöönscht uf de ganze Wält.“ „Mynetwäge,“ hed s Tier gsäit, „aber du muesch mir defüür dini Tochter zur Frau gèè.“ Us Angscht und für as da Tier wider gòòt, hed de Chröömer jòò gsäit, hed aber bi sich sälber tänkt; da Tier chonnt jò äinewèèg nììd zu mir Häi zum mini Tochter cho hole. `S Tier aber hed im nòògrüefft: „I acht Taag chomm i mini Brut cho hole!“
De Chröömer hed iez also jedere Tochter pròòcht, wa si sich gwüntscht hed und all händs iri Sälikeit a irem Gschänk ghaa. Die grööscht Fröid, hed aber di jüngscht Tochter a dere Roose ghaa. Wo iez di acht Taag verby gsy sind und di drüü Schwöschtere zäme i de Stube am Tisch sitzet, chonnt öppis mit schwèère Schritt d´ Stääge ue, chlopft a d` Tüür und rüefft: „Machet uuf! Machet uuf!“ Do händs uufgmacht, aber wi sind s` verschrocke, wo do da groosse, schwaarze Tier i d Stube ine chonnt, zu de jüngschte hère gòòt und si am Aarm packt. Si hed aafòò schreie und um sich schlòò, eläi alles weere hed nüüt gnützt, si hed müesse mitgòò und am Obig wo de Vater häichoo isch, isch sis liebste Chind vom schwaarze Tier gstole gsy.
`S schwaarz Tier aber, hed di schöön Tochter uf sis Schloss mitgnòò. Deet isch es gar wundersältnig schöön  gsy. E Musig hed `s im Schloss ghaa, die hed immer gspilt und vor em Schloss, isch de Gaarte halb Winter, halb Sommer gsy. `S Tier hed dem Mäitli jede Wunsch erfüllt wo `s nu ghaa hed und si händ zäme ggässe und s Tier hed nu ggässe, wänn s Mäitli im s Ässe uufgstellt hed und da Mäitli hed sich a `s schwaarz Tier gwönt und hed `s mit de Zit sogar aafòò gern haa.
Äinisch aber heds zum Tier gsäit: „`s tuet mi schier verwüürge, i wäiss au nììd worum, aber `s isch mir min Vater isch chrank oder äini vo mine Schwöschtere, wänn si doch nur no äismòòl chönnt gsee.“ Do hed si `s Tier zumene groosse Spiegel pròòcht und hed gsäit: „Do lueg ine“, und wi `s ineluegt, isch ire gsy `s stòòt dihäi i de Stube. `S hed ire Vater gsee, wo chrank vor Chummer über sis gstolne Töchterli uf em Bett glääge n isch und iri beede Schwöschtere sind am Bett gsässe und händ brüelet. Hètet `s doch nu gwüsst wie guet s ire gòòt, so hètet si sich nììd müesse chümbere und truurig sy. Dem Mäitli hed s Hèèrz welle bräche und `s hed bättlet, `s schwaarz Tier söll `s nu für es paar Taag nomòòl lo häigòò lòò und will da Mäitli so bittet und bättlet  hed, hed s äntlich verbaarme ghaa und hed gsäit: „So gang halt zu dim Vater, aber du muesch mir verspräche, as i acht Taag wider ume bisch.“ `S hed im ires Eerewort druuf gèè und wo `s devoo gangen isch, hed `s Tier nomòòl grüefft: „Blyb aber jòò nììd länger als acht Taag fort.“
Mer cha sich tänke weli Fröid de Vater ghaa hed, wo sini jüngscht Tochter häichonnt, aber sis Hèèrz isch vor luter Chummer scho so schwach gsy, ass er nümm hed chönne zwèèg choo und es paar Taag drufabe isch er im Tootebaum glääge. Do hed da Mäitli vor luter truure und sich chümbere a nüüt anders me chönne tänke. Si händ de Vater is Graab gläit und dänn händ die drüü Schwöschtere zäme brüelet und wo `s Mäitli sich äntlich irem liebe Tier bsinnt, sind die acht Taag scho lang verby gsy. Do isch da Mäitli verschrocke und es hed sich gläitig uf de Wèèg gmacht. Aber wo `s im Schloss aachoo isch, isch alles ganz ruig gsy. D Musig hed nümme gspilt , überall sind schwaarzi Faane ghänkt und de Gaarte isch ganz Winter und unter Schnee zueteckt gsy. Und wo `s Mäitli `s schwaarz Tier suecht, isch es fort gsy und wänn `s es au überall gsuecht hed, es hed s niene gfunde. Do isch es  röiig worde und `s isch fascht verzwatzlet vor Angscht. 
Äinisch, wo da Mäitli truurig im Gaarte umgòòt, gseet `s en Chabisblätz, mit Chabishöiptli wo scho ganz alt und fuul sind und wi `s es paar uustuet, gseet `s underem Chööl ires gstoorbnige Tier ligge. Gschwind isch s` Mäitli go Wasser hole und hed mit dem Wasser `s Tier nassgsprützt. Do isch `s schwaarze Tier graad uufgumpet und isch en schööne Prinz gsy. Er isch jung gsy, hed schööni schwaarzi Chrusle ghaa und drum hed in s Mäitli graad als Maa gnoo und de Pfarrer hed si zämegèè. Da isch es Fäscht gsy uf em Schloss, was mäinsch, und us jedem Huus isch eine yglaade gsy.
Und will i zuefällig grad am Schloss verby cho bin, ha n i au dörfe anesitze . Aber chuum han i fertig ggässe ghaa, hed mich en Diener vom Prinz am Oor gnòò und vor s Schloss usegspediert . Deet hed er mir en Gingg is Füdle gää und hed gsäit: „Mach iez as fort chonnsch und verzell die Gschìcht au de andere Lüt.“
Das han i gmacht und drum isch d Gschìcht do fertig.


Bearbeitet von Jürg Steigmeier
Quellen
Von dem Sommer- und Wintergarten    
alte Märchen der Brüder Grimm, Beltz und Gelberg
Der Bärenprinz, Aargau, Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz S. 116, Sutermeister
Drei Rosen auf einem Stiel, Deutsche Volksmärchen aus Schwaben, 1851, F. G. Brustgi, Schwäbisch- Alemannische Volksmärchen, S. 65

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