Dienstag, 21. April 2020

Der Teufel als Schwager


Der Teufel als Schwager


En Handwèrchspùùrscht isch uf siner Wanderschaft äinisch z Òòbig ine Wììrtshuus choo und will er sich scho es paar Taag hinderenand müed gloffe ghaa hed, hed er iez i dem Wììrtshuus es paar Taag welle blybe und grueje. Er hed aber gar nììd draa tänkt, das das Wììrtshuus vil z tüür für in isch und das sin Gäldseckel die Choschte gar nììd mag lyde.

De Herr WÍÍrt hed bald emòòl gmèrkt, wa daas für en aarme Schlucker isch und er hed äinisch z Òòbig zu im gsäit: „Guete Fründ, gwüss sind Ir iez nümme esoo müed, also sind so guet und mached öi moorn wider uf d Socke. Dò isch no öii chly Rächnig.“ – Im Handwèrchspùùrscht isch es chalt und waarm de Ruggen ab tschuderet und er hed de Wììrt überschwätzt, ass er mit dere Rächnig no bis moorn söll warte: „Moorn,“ hed er gsäit, „ isch doch au no en Taag zum zaale.“ „Guet,“ hed de Wììrt gsäit, „aber gänd Achtig vor em Wììrtshuus „Zum Schwaarze Turm“, deet werdet nämli bi öis die bruuchige Gäscht yquartiert wo mee ässet und yschänket als ire Gäldseckel Spöiz hed.“ Er hed aber nüüt anders gmäint, wie ass de Handwèrchspùùrscht is Chäfig ypschlosse wird , wänn er die Rächnig nììd cha zaale.

Wo de Wììrt wider zur Chammere uus gsy isch, isch de Handwèrchspùùrscht uf s Bett glääge, aber vor luuter Angscht und Soorge isch er fascht verzwatzlet und hed di ganz Nacht käi Aug zuetòò. Ufs Mòòl ghöört er es Bruuse, und wo-n-er uufluegt, stòòt en frömde Maa näbet sim Bett. Gspässig hed er uusgsee i sim grüene Rock und er hed en Rossfuess ghaa.

„Muesch e käi Angst haa, min liebe Gsell, bròòtsch du mir e Wùùrscht, so lösch ich dir din Tùùrscht; willsch du mir zumene Schigg verhälfe, so will ich dir zur Chrot uus hälfe.“ - „Und das wèèr?“ hed de Handwèrksburscht gfrogt. „Nur sibe Jòòr“, hed de Stolzgüggel gsäit, „sibe Jòòr söllsch du dòò i dem Wììrtshuus blybe, ich will dir bürge, dich mit Gäld und Bier, Tabak und Schnaps versoorge und es söll dir a nüüt fèèle, und nachane söll s dir no vil besser gòò und du söllsch Gäld haa wie Höi. Du töörffsch dir aber wäret dere Zit weder dini Hòòr no din Bart strèèle, no töörffsch du dir d Hòòr oder d Nägel schnyde. Du töörffsch dir d Naase nümm schnüüze, dini Händ und au s Gsicht nümm wäsche und uf de Stell isch graad fertig mit Füdle butze.“ „Dèè Dienscht isch es um s Rändiere de Wärt“, hed sich de Handwèrchspùùrscht gsäit und hed oni vil studiere i das Gschäft ygschlage.

Wo am nööchste Morge de Wììrt choo isch, hed er vom Handwèrchspùùrscht die Üürte uf de Batze gnau uuszaalt überchoo und no de Zeis druuf für die Rächnige wo no uf in zue choo sind; und de Handwèrchspùùrscht isch uf Jòòr und Taag i dem Wììrtshuus gsässe und hed gläbt wie d Vögel im Hanfsòòme.

Mit de Zit isch er aber au wüescht worde wie d Nacht. D Hòòr händ fascht sis ganze Gsicht zueteckt, sin Baart hed uusgsee wie es Stuck grobe Filz, a sine Finger hed er Chralle ghaa wie en Bäär und sis Gsicht isch so dräckig gsy, hèt mer Chressech dry gsääit so wèèr er z blüe choo und kän Mäntsch hed en no welle aaluege.

Äismòòl isch en Chauffmaa zu dem Wììrt choo; das isch dem sin Nòòchber gsy; wo drüü blitzschööni Töchtere ghaa hed; will er sich aber i sine Gschäft schlimm verrächnet hed und er Schulde ghaa hed das em s Ligge wee tued, isch er zum Wììrt choo, dem go chlaage.

„Los,“ hed de Wirt gsäit, „ich glaub öii cha gholfe wèèrde. Do obe i miner Frömdechammer han i scho mee wie sechs Jòòr en ganz en gschpässige Choschtgänger; de lòòt wachse, wa wachst, und gseet us wie im Tüüfel ab em Chaare gheit . Aber Gäld hed er zum Versöie und rüert s mit beede Hände zum Fäischter uus. De hed s und vermags; probieret Öies Glück doch äinisch bi dem; ich ha äinewèèg s Gfüül, de schilet i de letschte Zit echly vil zu öiem Huus hère; wèèr weiss? Vilecht hed er s bim Äich no uf äini vo öine Töchtere abgsee.“

De Ròòt hed dem Chauffmaa yglüüchtet; er gòòt i d Chammere vom Handwèrchspùùrscht, und nììd lang und es isch zwüschet dene Beidne zumene Handel choo: „Das ich der Handwèrchspùùrscht, dem Chauffmann aus seyner finanziellen Geldnoot helfen tue, der Chauffmann mir dem Handwèrchspùùrscht dafür eine seyner Töchtern zum Weib verspricht.“

Wo si aber zu dene drüü Töchtere häichoo sind und de Vater ine de Handel erchlèèrt hed, isch die ältischt devoogrännt und hed grüefft: „Du eebige Hagel! Vater! was für en Lotteri bringsch öis dòò is Huus! Lieber gang i is Wasser und vertrink, als das ich de hüròòte!“ Die zwöit heds nììd besser gmacht und hed grüefft: „Ä bhüet is! Vater was für e Unghüür bringsch öis is Huus! Vorher hänk  i mi mit em Strick uuf als das ich dèè hüròòte!“

Die Jüngschti aber hed gsäit: „Er muess doch en braave Maa sy, Vater, wänn er dir will hälfe, ich nimm in.“ Schaad isch s Gsicht vom Handwèrchspùùrscht so dräckig gsy, soscht hèt me chönne gsee, wie im s Hèèrz glacht hed, wo-n-er das Mäitli ghöört e dèèwèèg rede und si händ grad sofort de Taag vom Hoochsig fescht gmacht.

Die aarm Brut aber hed sich ganz schwaarz aagläit, und immer wänn si a ire Brütigam tänkt hed, sind ire d Träne choo. Vo irne Schwöschtere aber isch si uusgfuggset und uusglacht worde. „Pass nur uuf wänn im d Hand gisch, soscht schlòòt er mit sine Pfòòte druuf,“ hed die Ältischt gsäit. „Jesses! Bääre händ gèèrn Süesses! Wänn du dem gfallsch, frisst er di uuf!“ hed die Zwöit gmacht. „Muesch nur immer mache was er wott“, heepet die ältischt, „soscht fangt er aa brummle!“ Und die Zwöit hed s Chalb gmacht und grüefft: „Aber d Hoochsig die wird glatt, Bääre, die tanzet guet!“

Wo iez gly druufabe die sibe Jòòr ume gsy sind, wo de Handwèrchspùùrscht hed müesse im Dienst vom Tüüfel sy; und wo de Hoochsigmorge choo isch, faart e prächtigi Gutsche vor s Huus vom Chauffmaa, und us de Kutsche use stygt de Handwèrchspùùrscht, wo iez en schööne und ryche Maa gsy isch. Do hed de Jüngste Tochter en zäntrige Stäi welle vom Hèèrze falle und iri Fröid hed käi Änd welle nèè. Imene lange Umzùùg isch die ganz Hoochsig dur s Dorf i d Chile zoge; well de Chauffmaa und de Wììrt händ all iri Lüt zu dem Fäscht yglaade ghaa; nur die beede ältere Schwöschtere vo dere glückliche Brut sind nììd mitgange. Wo die nämli gsee händ, das de schööni Jüngling de Brütigam vo de jüngste isch; dèè wo doch so dräckig und hòòrig gsy isch! do sind s i d Wuet und Töibi choo und us em Huus devoogrännt; die äint isch is Wasser gangen und vertrunke, die anderi hed sich mit em Strick s Lebe gnoo. Und wo de Brütigam us de Chile chonnt, da hed er zum eerschte Mòòl nach sibe Jòòr de Tüüfel wider gsee, er isch uf em Dach ghockt und hed z fride obenabe glacht:



„Weisch Schwòòger, esoo cha`s choo:

Du häsch Äini und ich ha Zwoo!“


Jürg Steigmeier
Quellen

Nr. 24 Der Teufel als Schwager. V Orte. (Nach Lütolf Sagen S. 195.) Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz, Otto Sutermeister

Deutsche Volksmärchen, Insel Verlag 1988, S. 396: Quelle: Otto Sutermeister

Gebrüder Grimm 101. Der Bärenhäuter



Der Teufel als Schwager




Ein Handwerksbursche kam auf seiner Wanderschaft an einem Abend in eine Herberge, und weil er sich schon ein paar Tage hintereinander müde gelaufen hatte, wollte er nun auch wieder ein paar Tage rasten und ruhen. Er bedachte aber nicht, dass die Herberge viel zu teuer für ihn war und sein Geldbeutel die Kosten nicht vertrug.

Der Wirt merkte bald einmal, woher der Wind blies und als er eines Abends sagte: „Guter Freund, Ihr seid wohl jetzt nicht mehr müde, also seid so gut und macht Euch morgen früh auf die Strümpfe, hier ist Eure kleine Rechnung,“ – da überlief es den Burschen kalt und heiss, und er bat den Wirt, mit der Rechnung nur wenigstens bis morgen noch zu Warten; „morgen,“ sagte er, „ist auch noch ein Tag.“ „Gut,“ sagte der Wirt, „aber nehmt Euch in acht vor der Herberge „Zum Schwarzen Turm“, dahin bringt man bei uns die Leute in`s Quartier, die mehr essen und trinken, als der Beutel Stich hält.“

Als aber der Wirt fort war, warf sich der Handwerksbursche auf`s Bett und konnte doch vor Angst und Sorgen die ganze Nacht kein Auge zutun. Auf einmal hörte er ein Brausen, und wie er sich umblickte, stand ein unbekannter Mann vor ihm, der einen grünen Rock trug, recht stattlich aussah, aber einen garstigen Pferdefuss hatte. „Fürchte dich nicht, mein lieber Geselle, brätst du mir die Wurst, so lösch ich dir den Durst; willst du mir zu einem Schick verhelfen, so will ich dich aus deiner Klemme ziehen.“ -

„Und das wäre?“ fragte der Handwerksbursche. „Nur sieben Jahre“, sagte der Fremdling, „sieben Jahre sollst du hier in diesem Wirtshaus bleiben, ich will dich freihalten und dir Hülle und Fülle geben, und nachher sollst du`s noch besser bekommen und immer Geld haben wie Laub. Dafür sollst du dich aber nie waschen noch kämmen und dir auch Haar und Nägel nie beschneiden.“ „Der Dienst ist schon des andern wert“, dachte der Handwerksbursche und ging den Vertrag unverzüglich ein.

Als der Wirt am andern Morgen erschien, erhielt er von dem Handwerksburschen seine Zeche beim

Heller und Pfennig ausbezahlt und noch einen Überschuss dazu auf weitere Zeche; und der Handwerksbursche blieb Jahr und Tag in der Herberge sitzen und lies Geld draufgehen wie Sand am Meer. Aber er wurde auch wüst wie die Nacht, und kein Mensch mochte in ansehen.

Kam an einem schönen Morgen ein Kaufmann zu dem Wirt; das war sein Nachbar; der hatte drei blitzschöne Töchter; weil er sich aber in seinen Geschäften schlimm verrechet hatte und nun nicht mehr wusste wo aus und ein, so kam er, um dem Wirt seine Not zu klagen.

„Hört“, sagte der Wirt, „Euch kann geholfen werden. Da droben in meiner Fremdenstube wohnt schon mehr als sechs Jahre ein sonderbarer Kerl; der lässt wachsen, was wächst, und sieht aus wie die Sünde; aber er hat Geld wie Heu und lässt sich nichts abgehen; probiert`s mit dem; ich habe ohnehin schon lang gemerkt, dass er oft nach Eurem Haus hinüberschielt; wer weiss, ob er`s nicht auf eine von Euren Töchtern abgesehen hat.“

Dieser Rat leuchtete dem Kaufmann ein; er ging hinauf zu dem Handwerksburschen, und es kam bald zu einem Vertrag zwischen ihnen:

„Das ich der Handwèrchspùùrscht, dem Chauffmann aus seyner finanziellen Geldnoot helfen tue., der Chauffmann mir dem Handwèrchspùùrscht dafür eine seyner Töchtern zum Weib verspricht.“

Als sie aber zu den drei Töchtern kamen und der Vater ihnen den Handel auseinander setzte, lief die älteste davon und rief: „Pfui, Vater; was für ein Gräuel bringst du uns ins Haus! Lieber will ich ins Wasser springen, ehe ich den heirate.“ Die zweite machte es nicht besser und rief: „Pfui, Vater; was für ein Scheusal bringst du uns ins Haus! Lieber häng ich mich auf, ehe ich den heirate.“

Die dritte und jüngste sprach dagegen: „Es muss doch ein braver Mann sein, Vater, dass er dich retten will, ich nehme ihn.“ Es war schade, dass das Gesicht des Handwerksburschen von Schmutz  und Haar bedeckt war, sonst hätte man sehen können, wie ihm das Herz im Leibe lachte, als der diese Worte hörte und die Hochzeitsfeier wurde festgestellt.

Die arme Braut kleidete sich ganz schwarz und immer wenn sie an ihren Bräutigam dachte, so kamen ihr die Tränen in die Augen. Von ihren Schwestern ward ihr nichts als Hohn und Spott zuteil. „Nimm dich in Acht“, sprach die älteste, „wenn du ihm die Hand reichst, so schlägt er dir mit der Tatze darauf.“ „Hüte dich“, sagte die zweite, „die Bären lieben die Süssigkeit, und wenn du ihm gefällst, so frisst er dich auf.“ Du musst nur immer seinen Willen tun“, hub die älteste wieder an, „sonst fängt er an zu brummen.“ Und die zweite fuhr fort: „Aber die Hochzeit wird lustig sein, Bären, die tanzen gut.“

Da waren auch die sieben Jahre um, die der Teufel ausbedingt hatte; und als der Hochzeitsmorgen erschien, fuhr eine prächtige Kutsche, vor dem Hause des Kaufmanns vor, und heraus sprang der Handwerksbursche, der jetzt ein junger und feiner reicher Herr geworden war. Da fiel der Braut ein Stein vom Herzen, und des Jubels ward kein Ende. In langem Zuge gingen die Hochzeitsleute zur Kirche; denn der Kaufmann und der Wirt hatten alle ihre Verwandtschaft dazu eingeladen; nur die beiden älteren Schwestern der glücklichen Braut gingen nicht mit. Wie sie nämlich erfuhren, dass der schöne Mann der Bräutigam der jüngsten sein sollte; da liefen sie voll Zorn und Wut hinaus; die eine ersäufte sich im Brunnen, die andere erhenkte sich an einem Baum.

Und als der Bräutigam aus der Kirche kam, da sah er zum ersten Mal nach sieben Jahren den Teufel

wieder; der sass auf einem Dach und lachte zufrieden herunter:



„Weisch Schwòòger, esoo cha`s choo:

Du häsch Äini und ich ha Zwoo!“










Nr. 24 Der Teufel als Schwager. V Orte. (Nach Lütolf Sagen S. 195.) Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz, Otto Sutermeister

Deutsche Volksmärchen, Insel Verlag 1988, S. 396: Quelle: Otto Sutermeister

Gebrüder Grimm 101. Der Bärenhäuter



Worterklärungen:



Schigg                                    vorteilhafter Handel


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen