Das lumen naturae, das natürliche Licht = die Erkenntnis
aus der Natur
Es ist im Inneren des Menschen zu finden. Jung nennt
es das absolute Wissen des kollektiven Unbewussten.
Das vom Bewusstsein
losgelöste Wissen des Unbewussten, ist in vielen Sagen der Schatz, den die
Schlange hütet, oder die Krone, die sie trägt und wohlwollenden Menschen
schenkt.
Das küssen der Schlange ist das Ja-sagen zum Geist der
Natur, das Akzeptieren der Lenkung durch das absolute Wissen des kollektiven
Unbewussten.
Aber der Schlangenkuss ist eine einsame Tat, denn die
Individuation ist eben ein einsamer Weg. Was für den einen stimmt, ist für den
anderen katastrophal falsch. Er ist das kostbare Geheimnis des Einzelnen.
Wenn es an einem Ort spukt, ist das ein Zeichen, dass
da ein Schatz vergraben ist (Paracelsus)
Psychologisch gesehen heisst das: wenn es mir nirgends
mehr wohl ist, wenn ich unruhig und gehetzt bin, neurotische Symptome oder auch
Gesichte habe, wartet ein Schatz darauf gehoben zu werden, das heisst ein
wichtiger Inhalt des Unbewussten will bewusst werden.
Paracelsus schreibt:
je ungestümer und ungeheurer es an solchen Orten ist und
je mehr sich Gespenster da hören oder sehen lassen, je grösser der Schatz ist
und je höher er in der Erde vergraben liegt.
Hugo von Trimberg (1230-1313) schreibt in seinem
Erziehungsbuch, dass alle ungehobenen Schätze dereinst dem Antichrist gehören.
Soll heissen;
alles im kollektiven Unbewussten, was dringend
bewusstgemacht werden sollte, aber nicht bewusstgemacht wird, verstärkt die
gefährliche Gegensatzspannung unserer Zeit. Umgekehrt vermindert jeder die
ungeheure Spannung in der Welt, der die Bewusstwerdungsaufgabe ernst nimmt.
Auszug aus lumen naturae
Zum religiösen Sinn von Alpensagen
Vorträge und Aufsätze
Gotthilf Isler
2000 Verlag Stiftung für Jung`sche Psychologie, Küsnacht ZH
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