Dienstag, 24. Dezember 2013

Sankt Martin in Passeier

In gut nachbarschaftlichem Einvernehmen mit den Verstorbenen, durfte ich mit meinen Mitmusikern Dide Marfurt und Thomas Keller die Sternstundn in Sankt Martin / Passeiertal im Südtirol mit meinen Geschichten umrahmen. Die Seelen der Verstorbenen dürfen ja nach altem Glauben an Allerheiligen, also am 1. November wieder von den Gletschern hinunter ins Tal steigen, zurück in ihre Häuser in denen sie einst lebten und gestorben sind und dürfen daselbst unter den Lebenden verweilen, bis sie am Hilariustag (13. Januar) wieder zurück in die Gletscherspalten müssen. Im Wallis heissen diese Totenprozessionen Gratzug. Daselbst, im Binntal, werde ich am 28. Dezember für 2013 zum letzten Mal  Geschichten erzählen. Euch eine gemütliche und besinnliche Weihnachtszeit im Kreise eurer Liebsten.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Lago di Perousa

Zurück aus Sizilien und schnell am Lago di Perousa vorbei geschaut, wo der Überlieferung nach Kore die Tochter von Demeter und Zeus von Hades in die Unterwelt entführt wurde. Denn Hades, Gott der Unterwelt und Bruder des Zeus, war in Kore verliebte und er bat daher Zeus um Kore als Frau. Wissend, dass Kore nicht freiwillig in die sonnenlose Unterwelt gehen würde, stimmte Zeus weder zu, noch lehnte er ab. Hades interpretierte dies als Zustimmung. Als Kore in der Nysa Ebene Blumen pflückte, stieg Hades aus der Unterwelt empor und entführte Kore in die Unterwelt. Kore welche sich mit der Zeit in Hades verliebt und nun als Persephone bezeichnet wurde, fügte sich in ihr Schicksal. Ihre Mutter wanderte derweil verzweifelt umher und hinderte in ihrem Gram alle Pflanzen am Wachstum, was Zeus zum Eingreifen zwang, da die Gefahr bestand, dass die ganze Welt an Hunger zugrunde ginge. Schließlich wurde eine Einigung erzielt, die vorsah, dass Persephone nur drei Teile des Jahres in der Unterwelt weilen sollte, einen Teil des Jahres aber durfte sie bei ihrem Geliebten Hades in der Unterwelt sein. Und so entstanden Sommer und Winter.

Mittwoch, 14. August 2013

Morteratschgletscher



Die Morteratschjungfrau
Äis,  so gòòt d Saag dunde im Doorf, hed hööch obe am Rand vom Morteratschgletscher, i säbem Piet wo Isla persa  (die verlorene Insel) häisst, en junge Sänn us em Vorderrytaal s Vee g sömmered. Aratsch hed er ghäisse und en hübsche Pùùrscht sei er gsy. Was Wunder hed er d Liebi vonere Puuretochter vo Pontresina chönne für sich gwünne.
Scho deetzmòòl isch es Bruch und Sitte gsy, ass sich d Äigetümer vo de Veehaab uf der Alp zumene Fäscht versammlet händ, wänn d Milch vo jeder Chue gmässe worden isch, zum im Herbscht chönne de Chèès z Grächte unter ine uuftäile und bi dere Glegehäit händ sich die beede gchänne gleert.
Aber d Ältere vom Mäitli sind ine derhinder choo und die geldstolze Lüt händ die Verbindig hintertribe. „Öisi Anetta bruucht kän aarme Hungerlyder z hüròòte“, händs dem Sänn bündig erchlèèrt. No mee. De Vater hed dure gstieret, ass de Oberländer im nööchschte Summer nümme als Hirt uf d Alp is Broot gnòò worde n isch.
Truurig händ die zwöi junge Lüt Abschid gnòò vonenand. D Anetta aber hed im unter Trääne eewigi Liebi gschwoore, bis as er wider ume chonnt.
De Aratsch aber isch is Wältschland zoge und Soldat worde. In usländischem Chriegsdienscht isch scho mänge Bündner zu Aasee und Vermöge choo und au de Aratsch hed sich wacker gschlage und i chùùrzer Zit hed er s zum Hauptme pròòcht.
De Anetta aber hed s jede Taag mee nach irem Liebschte Schatz planget. Si hed nümme welle ässe, hed Taag und Nacht de Brüeli ghaa und nüüt hed si mee chönne Trööschte. Iez hèttet die Alte no so gèèrn in e Hüròòt ygwilliget. Eläi de Aratsch isch unuffinbar gsy und Anetta isch vor luter Chummer und a pròchnigem Hèèrz gstoorbe.
Wie s aber de Zufall mängisch so will, grad zu dere Zit isch de Aratsch als Offizier wider us de Frömdi häichoo. Oni as in öpper erchännt hed isch er s Engadin duruuf z ritte choo. Spòòt am Obig isch er is Älterehuus vo de Annetta choo.
Da lyt sini Brut, im Tootebaum, nach Landessitte unter em Spiegel uufbaaret und ganz mit Edelwyss und Enzian bedeckt. Er isch z spòòt choo. Chrydewyss und starr luegt er uf das schööne, bläiche Gsicht vo siner Annetta, stürmmt dänn us em Huus, schwingt sich in Sattel und sprängt im gstreckte Gallopp Richtig  Alp ue, deet ane wo ner vor langer Zit ghüetet hed und a de Alp verby und witer bis zum Gletscher. Und immer mee tribt er sis Ross aa und mit emene gwaltige Sprung - verschwindet Maa und Ross im eewige Gletscherys und niemert hed si jee wider gsee.
Öisi unglückliche Brut aber hed käi Rue gfunde uf em Fridhoof zu Pontresina. Immer wider hed s das Mäitli ue tribe, ue uf d Alp wo sie mit irem Liebschte Aratsch mäng glücklichi Stund verläbt hed. Nacht für Nacht händ d Sänne und d Hirte dobe i der Alphütte unhäimlichi Grüüsch vernòò. S hed töönt wie wänn öpper im Milchchäller vo Brännte zu Brännte gòòt und de Raam probiert wie zum luege öb alles si Richtigkäit hed. Vo Zyt zu Zit aber hed mer e Frauestimm vernòò , wo i äim zue gsüüfgset und gchlaaget hed: „Mort Aratsch! Mort Aratsch!“  Der Obersänn wo deetzmòòl uf dere Alp am Fuurwèèrche gsy isch, de Barba Gian, heds lo gschee lòò,  will er gmèrkt hed, as d Chrüüter uf de Alp saftiger worde sind sit die Jumpfere umgangen isch. S Vee hed mee Milch gèè und de Raam is fetter worde und sälte isch no es Stuck Vee verunglückt.
Wo de Gian alt gsy isch hed er d Alp i sim Nòòchfolger übergèè und hed in draa gmaanet die Jumpfere z achte und in irem Tue nììd z stööre, „S cha nu zu dim Vortäil sy“, hed er im gsäit. Aber die Junge Hirt isch en grobe Mäntsch gsy. Er hed de Alt nu uusglacht und gmäint er well zeerscht sälber luege was a dere Sach draa sei. I der eerschte Nacht wo de nöi Sänn uf de Alp zue pròòcht hed isch wider wie gwonet die Jumpfere erschine. De Hirt isch ire süüferli und häimli in Milchchäller nòò gschliche und hed si zeerscht mache lòò. Wo si aber en Löffel vom Sims abe nimmt und aafangt de Raam umrüere, hed sie de Uutüüfel vomene Hirt aagfaare: „lass das du si, ich  mag s nììd lyde, wänn öpper i miner Milch umesudlet.
Truurig und mit Träne i de Auge hed in d Jumpfere aagluegt und isch dänn verschwunde. Vorusse aber hed sich unter äinisch und unvermuetet us moondheller Nacht mit Blitz und Donner es Gwitter entlaade, as im Sänn luege und lose vergangen isch und e Stimm hed grüefft: „ Schmaladida saia quaist`alp e sia pas – chüra!"„Verwünscht söll sy die Alp und iri Wäide!“
Vo dem Taag aa sind d Wäide immer magerer worde. D Matte sind vertröchnet und s Graas isch härt und sprööd wurde. Gly druufabe hed s Vee und de Hirt d Alp für immer müesse verloo. De Sääge isch verschwunde gsy und die wyss Chue hinden im Taal isch stundelang über de Gròòt s Taal abgwachse und hed alles mit dickem Ys überzoge.
No lang aber händ sich Pontresiener d Saag vo de Signura da Morteratsch zällt, wo mit irer Chlaag um ire abgstorbnig Gspuusi im grööschte Büdnerglätscher de Name gèè hed. „MortAratsch“

Donnerstag, 13. Juni 2013

Johannistag (Sommersonnwende)

Kaum zu Glauben, kaum dass der Winter endlich das Feld geräumt hat, steht auch schon wieder der längste Tag des Jahres vor der Tür. Am 24. Juni wird allerorts und mit verschiedenen Festivitäten der Johannistag gefeiert. Der Johannistag ist in der Vorstellung der Alten mit soviel Zaubermacht erfüllt gewesen, weil an diesem Tag die Sonne am höchsten steht, am meisten Macht besitzt und daher dem Feuerzauber die grösste Wirksamkeit verleiht. In der Johannisnacht öffnen sich nach irischer Vorstellung die Feenhügel, Elfen und Zwerge treiben ihr Wesen und verraten verborgene Schätze, verwunschen Jungfrauen können in der Mittagsstunde des Johannistages Erlösung finden, in den Seen hört man versunkene Glocken läuten, man kann die geheimnisvolle Wünschelrute finden, die Sprache der Tiere verstehen und Liebenden wird auf jedenfall geholfen. In der Morgenfrühe soll man Kräuter mit einer silbernen und einer goldenen Schere schneiden: das bringt nicht nur Segen, sondern gibt mittags eine vorzügliche Kräutersuppe.  


Johannisfeuer

Wer in dieser Nacht durch das Johannisfeuer springt, überwindet Unheil und reinigt sich von Krankheit, und wenn ein Liebespaar Hand in Hand durch das Feuer springt, hat diese Liebe ein weiteres Jahr lang bestand.

Heilmittel

Wenn man in der Johannisnacht zwischen 23. 00 und 24. 00 Uhr Beifuss gräbt, so findet man unter der Wurzel Kohlen. Dieselben sind, pulverisiert eingenommen, ein unfehlbares Mittel gegen Krämpfe. Johannisfeuer am Vorabend entzündet wirken gegen Hagel. 

(Hexensrpuch und Zauberbann, Hermann Frischbier S. 56)

Liebesorakel

Man streue einen beliebigen Samen in die Erde und spricht dabei:

Ich streu` meinen Samen
In Abrahams Namen,
Diese Nacht mein Feinslieb
Im Schlaf zu erwarten,
Wie er geht und steht,
Wie er auf der Gasse geht!

Oder man streut Leinsamen in`s Bett und spricht:

Ich säe Leinsamen
In Gottes Jesu Namen,
In Abrahams Garten
Will ich mein Feinslieb erwarten!

(Hexensrpuch und Zauberbann, Hermann Frischbier S. 161)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Donnerstag, 2. Mai 2013

Maientau



 









Wer sich nackt im Maitau badet, so wird erzählt, bleibt schön und gesund und Körperteile welche mit Maitau bestrichen werden, werden ein Jahr lang nicht älter. Maitau soll aber auch gegen Sommersprossen, Schorf  oder Hautflechten helfen.


Altes Meienlied:

Der Meien isch kummen und das ist ja wahr
es grüenet jez alles im Laub und im Gras.
Im Laub und im Gras sind der Blüeschtli so viel,
drum tanzet s Mareili im Saitenspiel.
Nu tanz, nu tanz, Mareieli tanz,
du häsch in gewonne den Rosenkranz!

Mir haue der Meie, mir tüen ne is Tau;
mir singes dem Pure sir fründlige Frau,
der fründlige Frau u dem ehrliche Ma,
der üs eso richlich belohne cha.
Die Püri isch loub, u si git is so gärn
schön Öpfel und Bire mit brunem Chärn..

Gät use, gät use, viel Eier und Gäld!
So chönne mir witers u zieh über Fäld.
Gät use, ihr Lüt, gät is Anke und Mähl!
Die Chüechli si hür no bas als färn.
E Chetti vo Gold wohl zrings um das Hus!
U jitze isch üses schön Meielid us.




"Der Meyen isch kommen" in der "Sammlung von Schweizer-Kühreihen und alten Volksliedern", 2. Ausgabe Bern 1812, von Gottlieb Jakob Kuhn, der dazu bemerkt: "Dieses Liedchen wird am 1. Mai von geputzten Kindern vor den Häusern gesungen. Sie halten dabei ein Bäumchen in der Hand, geschmückt mit Bändern und ausgeblasenen Eiern."

Freitag, 19. April 2013

Blaue Moschee Istanbul

Als der Baumeister dem Sultan seine ersten Entwürfe der Blauen Moschee vorlegte, forderte dieser anstelle der vier steinernen Minaretten vier goldene. Der Baumeister wusste, dass hierfür die finanziellen Mittel nicht ausreichen würden.Um seinen Kopf zu schonen und um den Sultan nicht zu beleidigen, verstand er seinen Bauherrn absichtlich falsch und baute sechs Minarette (türk. alti = sechs) statt (türk. altin = golden). Begeistert durch die Pracht der Moschee, vergass der Sultan seine ursprüngliche Forderung und der Kopf des Baumeisters war gerettet.